Die Sepharden

Sepharden oder Sephardim: Die aus Spanien stammenden Juden

Sepharad: Das hebräische Wort für Spanien

Für die Sefarden war die Zeit der arabisch-islamischen Herrschaft im mittelalterlichen Spanien eine Zeit kultureller Blüte. Da die islamischen Herrscher sich in religiösen Angelegenheiten verhältnismäßig tolerant zeigten, lebten Juden, Christen und Muslime weitgehend friedlich miteinander.

Unter den Dichtern, Musikern und Joglares (Hofmusikern) der iberischen Welt gab es vom 9. bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts eine ansehnliche Zahl jüdischer Sänger und Musiker, deren Namen erhalten sind und die von den christlichen und muslimischen Autoritäten geschätzt wurden; bei staatlichen und religiösen Feiern und bei volkstümlichen Festen traten jüdische, muslimische und christliche Sänger, bisweilen auch Sängerinnen und Musiker gemeinsam auf.

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts zerstörte die Inquisition und wachsender katholischer Fanatismus das harmonische Zusammenleben der verschiedenen Religionen und Kulturen rücksichtslos und brutal. Niemals wieder konnte ein ähnliches, gegenseitiges Verständnis und fruchtbares kulturelles Zusammenwirken entstehen.

Die bedeutenden wirtschaftlichen Positionen, die von den Juden eingenommen wurden, erregten Unwillen und das Königspaar Ferdinand und Isabella, welches bis dahin die Juden wegen ihrer ökonomischen Kraft unterstützt hatte, erließ 1492 das Edikt der Vertreibung und beendete damit die über tausend Jahre währende jüdische Kultur in Spanien.

Die meisten Sefarden, etwa 200.000, lehnten die Konvertierung ab und mussten Spanien verlassen. Wenn sie der Inquisition entrinnen konnten, siedelten sie sich hauptsächlich in Ländern des osmanischen Reiches, Nordafrika, Griechenland und Palästina an. Hier bauten sie meist neue blühende Gemeinden auf.

Sie brachten ihre religiösen Gesänge, Feiertagslieder, Liebesromanzen und Lieder, die den Alltag beschreiben, mit in die neue, fremde Umgebung. Die jüdisch-spanische Musik und das Liedgut entwickelten sich in der Fremde weiter und nahmen Elemente der dort ansässigen Musik in Melodie, Klang und Sprache auf. Dadurch entstand eine Art von Musik, die auf unverwechselbare Weise jüdische, romanische und orientalische Elemente vereinigt. Die Romanzen und Lieder werden in der Originalsprache der Sefarden, genannt „Ladino“ oder „Judezmo“ (Altspanisch) gesungen. Meist wurden sie von den Müttern an Ihre Töchter mündlich überliefert, deshalb beschreiben sie oft Situationen aus der weiblichen Perspektive.

Seit Gründung des Staates Israel wandern viele Sefarden dort ein und die sefardische Musik entwickelt sich vor einem neuem Hintergrund weiter.

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